Donnerstag, 5. April 2007
Erste Erlebnisse
Es gibt hier eine Dozentin, die gendert. Sie und ihre Kolleginnen konnte ich natürlich nicht schockieren, als ich mich da vorgestellt habe, haben sie gleich ganz hilfsbereit und ohne schiefen Blick nach Literatur in ihrer kleinen Bibliothek gesucht und mich mit interessanten Texten versorgt.

Ich habe mich auch mit einer jungen Wissenschaftlerin getroffen, die mein Projekt schon kannte. Sie forscht zwar selbst nicht dazu hat mir aber ebenso einige Internetressourcen empfohlen, in denen ich gerade wild am Suchen bin.

Nach diesen positiven Erlebnissen bin ich dann mit Regina in die Bibliothek der MGLU und wollte eigentlich wissen, wie ich da recherchieren kann. Die Bibliothekarin hat nicht schlecht geguckt, als sie das Thema gehört hat und gleich Regina nach ihrem gefragt, wahrscheinlich um sich zu beruhigen. Allem Anschein nach hat das aber nicht funktioniert, denn ihr „Russlanddeutsche in Russland“ kommt ihr auch nicht ungetrübt positiv an.
Danach ist die Bibliothekarin für Ewigkeiten hinter den Bücherregalen verschwunden, ich dachte nicht mal, dass sie für mich auch schaut, denn sie hatte mir wenig Hoffnung gemacht, dass es dort etwas gibt. Dann kam sie wieder und hat Regina einige Bücher angeboten. Es war in der Zwischenzeit in dem kleinen Raum etwas voller geworden. Und dann fragt sie noch mal „Wie war Ihr Thema?“ Sicherlich konnte sie sich nicht mehr genau daran erinnern. Dann habe ich eben noch mal „Sexualität in Russland“ gesagt und sie hatte tatsächlich was für mich. Wie sie aber gefragt hat und wie sie sich dabei verhalten hat, zweifelnder Ton und beschämter Blick zur Seite, machen deutlich, wie unangenehm ihr das ganze war. Regina konnte dann noch beobachten, wie eine der Dozentinnen, die mit uns in dem kleinen Vorraum standen, die Augen verdreht hat und es kaum fassen konnte, was ich mir da für ein Thema zugelegt habe.

Bei diesem ersten Versuch in der MGLU-Bibliothek hat die Bibliothekarin mir empfohlen, selbst im Katalog zu recherchieren, der in einem anderen Raum aufgestellt ist. Ein paar Tage später habe ich das dann gemacht und unter „Frauen“ einige interessante Bücher gefunden. Dann bin ich zu ihr hin und sie hat sie mir rausgesucht. Sie konnte sich noch erinnern, da ich aber nix mit Sex wollte, sondern überall Frauen drauf stand, war es für sie, glaube ich, leichter zu ertragen und sie hat versucht, noch mehr in diese Richtung zu finden.
Fazit der ersten Bibo-Versuche: Das Thema schockt im ersten Moment. Wenn es möglich wäre, es nicht ganz so provokativ zu formulieren und trotzdem exakt die Literatur zu bekommen, die ich will, liefe das Ganze sicherlich viel reibungsloser ab. Aber dann hätte ich hier ja nichts zu schreiben....


Jetzt möchte ich als nächstes in eine andere Bibliothek, in deren Online-Katalog es sogar eine Ressource „Gendernye Issledovanija“ (Gender Studies / Geschlechterstudien) gibt. Da habe ich eine Menge gefunden. Es ist aber nicht möglich, da einfach hinzufahren und sich anzumelden. Ich brauchte ein Empfehlungsschreiben meiner Uni. Dafür bin ich dann mehrmals ins Auslandsamt getingelt, bis sich herausstellte, dass sie auch noch das Thema brauchen. Die junge studentische Mitarbeiterin hat glücklicherweise nicht so reagiert wie die Bibliothekarin, sondern gesagt: „Interessant.“ Als ich eine halbe Woche später nachgefragt habe, habe ich mein Schreiben bekommen, aber mit einer kleinen Änderung. Die Mädchen im Büro haben entschieden, dass es besser ist, das Thema zu ändern, damit der Rektor unterschreibt und nicht pikkiert ist. Jetzt mache ich also „Gendernye Issledovanija in Russland“. Ist ja fast dasselbe...

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Alles Sex, oder was? Oder wie reagier’ ich bloß?
In die Bewerbungsunterlagen für ein Austauschsemester in Moskau gehört an der Humboldt-Universität zu Berlin auch ein wissenschaftliches Projekt, das vor Ort bearbeitet werden soll.

Wie die meisten habe ich meine Bewerbung in letzter Minute abgegeben und mir in kürzester Zeit ein Thema zusammengefriemelt. Wer mich kennt weiß: „Ich beschäftige mich mit Sex, auch wissenschaftlich.“ Was liegt also näher, als dieses Thema auf ein neues Gebiet zu erweitern? Ich habe mir also vorgenommen, eine Recherche zu „Sexualität und Russland“ durchzuführen und Literatur für eine Hausarbeit zu sammeln.

Allzu viel Zeit bleibt hier neben Sprachkursen, Leben im Wohnheim und Entdecken der großen Stadt natürlich nicht. Deshalb habe ich mit der Literaturrecherche erst mal an der Uni angefangen. Was ich so erleben kann, wenn ich mein Thema „enthülle“, ist sehr ... Seht selbst!

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